Neongelbe Laufschlumpfinvasion in Degerloch

Sieben Sprintstaffeln überzeugen beim Leichtathletik Schülerfest

Laufen – Leiden – Lust

Die Nervenanspannung war noch größer als sonst. Denn beim 29. landesoffenen Schülersportfest in Stuttgart-Degerloch wartete auf viele unserer Jugendlichen eine ganz besondere Prüfung. Eine neue Herausforderung, die es zu bestehen galt und der sie teilweise mit einer gehörigen Portion Herzflattern entgegensahen: Zum ersten Mal stand für sie die Strecke von 2.000 m auf dem Programm – zweieinhalbmal so lang wie unsere "Hausstrecke", die 800 m. Doch auch die wurden von einem Teil unserer Athleten gelaufen. Außerdem konnten wir gleich sieben Sprintstaffeln auf die Bahn bringen!

Kira Weis sendet Motivationsbotschaft aus Sankt Moritz

Einen echten Motivationsschub lieferten im Vorfeld zudem U20-Vize-Europameisterin Kira Weis und Cheftrainer Ralph. Aus dem Höhentrainingslager in der Schweiz sprachen sie den Läuferinnen und Läufern per Audiobotschaft Mut zu, gaben ihnen letzte Tipps und vor allem ermutigten sie die Athleten, auf ihre eigenen Stärken zu vertrauen. Zu Recht! Schließlich laufen die Kinder und Jugendlichen unter der Woche mittlerweile regelmäßig ordentliche Streckenlängen mit flottem Tempo. Und nach den Sommerferien sind sie wieder gut in den regulären Trainingseinheiten angekommen. Eine spezielle Vorbereitung auf Degerloch mit möglicherweise reduzierter Belastungsintensität kam für die Trainer dabei nie infrage. Alles dient schließlich den mittel- bis langfristig viel größeren Zielen – Kira Weis lässt grüßen ...

Die Staffelläufe

Zunächst standen die Staffeln der U12 auf dem Programm. Magnus und Mathis Spieler, Tom Zuleck und der erst 2016 geborene Jonas Mosler konnten hier bei den 4 x 50 Metern im starken Feld bestens mithalten und landeten schließlich auf einem guten vierten Platz – nur hauchzart am Podest vorbeigeschrammt! Im zweiten Jungsteam dieser Klasse half kurzfristig Jasmin Kuhn für einen verletzungsbedingten Ausfall aus. Und das mit Erfolg: Gemeinsam mit Adan Gluhalic, Kenan Sejaric und Benedikt Bantle lief das Quartett auf den Bronzerang. Bei den jüngsten Mädchen gelang es ebenfalls, zwei Staffeln aufzustellen. Jana Grandl, Elena Porcu, Anja Hugel und Milla Rinne hatten dabei offenbar die schnelleren Spikes geschnürt und flitzten auf Platz 6. Katharina Wendling, Amalia Schlegel, Berna Sentürk und Ella Schäuble überquerten mit Rang neun die Ziellinie immer noch unter den Top Ten. Das größte Läuferinnenkontingent konnten wir bei den 4 x 75 Metern aufbieten, wo wir mittlerweile auch gegen jede Konkurrenz im Umkreis Siegchancen haben. Diesmal reichte es für unsere Sprintsternchen Pauline Holder, Leni Höck, Sofie Bantle und Marietta Elhardt in einer ganz engen Kiste allerdings "nur" für Bronze. Ohne die verletzte Edelsprinterin Leyla fehlten dabei gerade mal zwei Zehntel zum Sieg. Emily Dach, Freya Huppenbauer, Clarissa Schlegel und Janka Mosler überzeugten mit starken Wechseln und sausten auf den siebten Rang. Gerlingen 3 mit Inara Gluhalic, Anna-Lena Wendling, Maja Spieler und Romy Schäfer kam kurz danach ins Ziel.

Die 800 Meter

Auch auf der 800 m langen Mittelstrecke gingen zunächst unsere Jüngsten an den Start. In der W10 schlug Jasmin ein gewohnt flottes Tempo an, konnte aber nicht ganz an ihre bisherige Bestzeit herankommen und musste sich diesmal mit Platz 3 zufrieden geben. Die erst 2015 geborene Amalia zeigte wieder einmal, dass nicht allein lange Beine über den Erfolg entscheiden und dass sie ihrer Zeit weit voraus ist: Obwohl die meisten Mitstreiterinnen zwei Jahre älter waren, belegte sie den sechsten Rang. Katharina erfüllte den vorgegebenen Auftrag und lief eine neue Bestzeit. Den Vogel schoss freilich Ella Schäuble ab, die ihre Leistung um unfassbare 27 Sekunden aufpolierte. Da will man nicht ausrechnen, wo das noch hinführt, wenn das so weitergeht ... Berna hatte sich ebenfalls als erst 2015 Geborene getraut, gegen die bis zu zwei Jahre älteren Mädels anzutreten und zog ihr Renntempo unbeirrt bis zum Ende durch! Wenn sie dran bleibt, werden wir hier demnächst ganz sicher Bestzeiten in Serie erleben.

Die W12 war diesmal extrem stark besetzt. Merle Steinmann nahm das nach ihrem Fabelrekord über 2000 m vor den Ferien zum Anlass, nun auch über 800 eine neue Bestzeit zu laufen! In ihrem Windschatten pflückte Marlene Bantle gegenüber ihrer bisher schnellsten Leistung sogar fünf Sekunden von der Uhr und lief als Vierte durch die Zeitmessanlage. Emily hatte leider mit heftigen Knieproblemen zu kämpfen; trotzdem schaffte sie es, sich einen unter diesen Bedingungen starken siebten Platz zu erarbeiten.

Bei den M10 hatte sich Magnus über die 800 m vorgenommen, einmal so richtig zu experimentieren. Offenbar bestens behuft raste er noch in der ersten Kurve außen am gesamten Feld vorbei und setzte sich mutig an die Spitze. Diesen Platz konnte er zwar nicht ganz halten, verbesserte letztlich seine Bestzeit aber um satte fünf Sekunden. Und nicht nur das: In seinem Sog lief Zwillingsbruder Mathis sogar sechs Sekunden zügiger als bisher. Benedikt hingegen machte es andersherum: Er schaute sich das Spektakel vorne zunächst aus einer mittleren Position heraus an und schraubte sich dann unwiderstehlich in Richtung Spitze: Mit seinem unbändigen Willen holte er bantletypisch das Letzte aus sich raus, ließ im Schlusssprint seinen hartnäckigsten Verfolger hinter sich und belohnte sich mit der Silbermedaille. Sehr überzeugend sausten daneben Tom und Jonas zweimal um das Stadionrund.

In der M13 war neben Mats Schäfer auch der zwei Jahre jüngere Kenan angetreten – um so "hochgemeldet" auf echte Gegner zu treffen ... Tatsächlich teilte sich Kenan das Rennen erstklassig ein und überholte Mats kurz vor Schluss sogar. Das bescherte ihm den dritten und Mats den vierten Rang.

Die 2000 Meter

Zum krönenden Abschluss standen dann die 2000 m auf dem Programm. Bei den W12 hatten hier gleich 20 Starterinnen gemeldet – und immerhin 13 davon aus dem Runningteam. Topfavoritin Pauline freute sich ungemein, dass sich eine andere Läuferin fand, die zunächst das Tempo machte. Doch etwa ab der Rennmitte übernahm Pauline das Kommando. Letztlich wurde aus dem Kopf-am-Kopf-Rennen eine "Pauline-only-Show": Acht Sekunden kam sie vor allen anderen nationalen und internationalen Läuferinnen ins Ziel. Den starken Auftritt perfekt machten Janka, Clarissa und Romy – die allerdings auch von vornherein an der Spitze zu erwarten waren  – auf den Plätzen 3 bis 5. Anja, die jüngste im Feld, war ebenfalls auf Tempo gedrillt und schaffte es in einer starken Zeit auf Rang 7. Maja. Freya, Jana, Inara, Marietta, Leni, Milla, Elena konnten ebenfalls hochzufrieden sein mit ihren Leistungen in ihrem ersten 2000m Lauf überhaupt. Und vor allem war das Ziel erreicht, dass die Mädels erleben, wie "kurz" im Vergleich dazu unsere 800er-Hausstrecke ist. Beim nächsten Rennen über diese Distanz wird ihnen das sicher helfen.

In der W13, die mit der W14 und W15 zusammen an den Start gingen, ließ sich Anna-Lena das komplette Rennen über von Sofie ziehen. Zu Beginn hielten sich die beiden noch zurück und sortierten sich ganz hinten im Pulk ein. Doch als bei der Konkurrenz die Beine schwer wurden, punktete unser Tandem mit enormer Ausdauer und rollte das Feld von hinten auf. Lediglich eine ältere Läuferin war nicht mehr einzufangen, alle anderen wurden überlaufen. In ihrer Altersklasse sicherten sich die beiden damit völlig unangefochten Gold und Silber.

Einen herausragenden Lauf brannte anschließend zur Überraschung aller noch Adam auf die Bahn. Zwar musste er einen Läufer vorneweg ziehen lassen, sonst hielt er die Konkurrenten (darunter auch zwei ältere) jedoch allesamt geradezu routiniert in Schach. Auf diese Weise belohnte er sich mit dem triumphalen zweiten Platz und ließ die Trainer erheblich staunen ... Nach Bronze in der Staffel hatte er damit an diesem Tag das zweite Edelmetall in der Tasche! Wenn das der Plan war, ist er ziemlich beeindruckend aufgegangen.

Alles in allem war es wieder einmal ein tolles Sportfest mit sehr vielen schönen, aber auch lehrreichen Erfahrungen für die Kinder. Sie zeigten tolle Läufe, erzielten hervorragende Platzierungen und etliche neue persönliche Bestzeiten. Daneben mussten sie gerade auf der deutlich längeren Strecke aber auch leiden. Doch Leid und Lust liegen in diesem Sport oft dicht beieinander – und gehören auch zusammen!